Praktikumsbericht Jule Diehl
Klimaschutz, Energie, Wirtschaft und nukleare Sicherheit – brisantere Themen finden sich aktuell fast nicht. Umso besser, dass Fabian Gramling genau an diesen Themen arbeitet: Als ordentliches Mitglied im Ausschuss für Klimaschutz und Energie und stellvertretend im Wirtschaftsausschuss sowie im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz hätte er kaum gefragtere Arbeitsfelder wählen können. Und noch besser, dass er, der direktgewählte Abgeordnete aus meinem Wahlkreis, mir ein Praktikum ermöglicht, das damit spannender und aktueller wohl nicht hätte sein können.
Viele Schritte unterirdisch und oberirdisch, Bürgeranfragen, Sitzungen, Veranstaltungen: Vom 31.10. bis zum 25.11.2022 durfte ich vier Wochen lang den Bundestag und das parlamentarische Leben kennenlernen. In diesen vier Wochen bin ich nicht nur die Grundausbildung zur Büroarbeit durchlaufen, wie etwa der sichere Umgang mit einem Brieföffner oder das korrekte Verfassen von Briefen von Text bis Faltung. Ich bekam vor allem vielseitige Einblicke in die Welt der Politik. In den sich abwechselnden Wahlkreis- und Sitzungswochen durfte ich aus erster Hand erleben, wie Politik funktioniert, wie es zu den Ergebnissen langer Debatten kommt, hinter denen ein doch überraschend breites Spektrum an Arbeit steckt. Klar erkennbar wird in Berlin, dass Politiker Full-Time-Jobs haben und auch die Mitarbeiter im Büro in Sitzungswochen Extra-Schichten schieben. Wer Politkern daher vorwirft, sie würden nicht arbeiten, hat vom Politikbetrieb wohl nicht sonderlich viel Ahnung.
Mein Praktikum begann zunächst mit einer Wahlkreiswoche, sodass etwas Zeit war, mir Basics zur Orientierung sowie zur politischen Arbeit der CDU/CSU-Fraktion generell und von Fabian Gramling konkret erklären zu lassen. Dies war eine hilfreiche Grundlage für die darauffolgende Sitzungswoche, die durch den üblichen eng getakteten Ablauf des parlamentarischen Geschehens einer Sitzungswoche geprägt war. Mit vorbereitenden Recherchen zu den sich mir nicht unbedingt selbsterklärenden Thematiken der Sitzungen, wie zum Beispiel CBAM, FSRU oder Brennstab-Recycling, konnte ich mich der politischen Arbeit schließlich auch auf inhaltlicher Ebene annähern. Weitere Aufgaben, die ich bearbeiten durfte, waren das Beantworten von Bürgeranfragen, die Vorbereitung von Terminen sowie Mithilfe bei der Öffentlichkeitsarbeit und generell kleinere Aufgaben, die bei der „großen Politik“ auch anfallen.
In den vier Wochen im Bundestag habe ich erlebt, dass die Büroarbeit hinter dem parlamentarischen Geschehen sehr dynamisch ist. Da kann eine Pressemitteilung noch so perfekt vorbereitet sein, ein Vorhaben fast am Ziel sein, wenn ein unerwartetes Ereignis, eine neue politische Entscheidung eintritt, kann ein Plan schnell kippen und jegliche Vorarbeit schnell irrelevant werden. Als Politiker und Mitarbeiter muss man offensichtlich flexibel sein, schnell reagieren können und darf dabei nicht den Blick fürs Ganze verlieren. Beispielsweise bei den Entwicklungen rund um den Antragsstop bei der Games-Förderung, gegen den sich Fabian Gramling mit seinem Team entschieden eingesetzt hat, sah ich, wie schwierig das Erreichen von politischen Zielen sein kann. Insbesondere in der Opposition ist die Arbeit immer auch abhängig von anderen und wird von der Außenwelt massiv beeinflusst. Der Einsatz gerade für Games zeigt zudem, dass Politik kein eingestaubtes Konstrukt ist, sondern hier in die Zukunft geblickt wird, Technologie nicht abgelehnt wird und Innovation Raum finden kann und muss. So wird auch im Büro selbst mit modernen Mitteln gearbeitet – das berüchtigte Faxgerät sah ich beispielsweise nicht.
Generell durfte ich in diesen zwei Nicht-Sitzungs-, und je einer Sitzungs- und Haushaltswoche sehr viele sehr spannende Eindrücke des parlamentarischen Geschehens und nicht weniger Erklärungen und Anekdoten über die Abläufe in Berlin bekommen. Besonders interessant war dabei die Vielfalt der Einblicke, die ich dem Bemühen des Teams verdanke. Meine Highlights der vier Wochen fangen daher beim Team an. Im Büro herrscht eine sehr angenehme Atmosphäre und ich habe mich bei Euch sehr wohlgefühlt. Danke für Euren stetigen Einsatz, mir so vielseitige Erfahrungen mitzugeben!
Ein weiteres Highlight war die erste Plenarsitzung, bei der ich live von der Tribüne zuschauen konnte. In der Sitzungswoche wurden die Sitzungen von Tag zu Tag größer, von fraktionsinterner AG-Sitzung über Ausschusssitzung bis schließlich zu den Debatten im großen Plenarsaal im Reichstagsgebäude. Diese sind eindrucksvoll für sich und zudem konnte ich unter anderem bei der Debatte rund um das Bürgergeld live dabei sein – einer in ganz Deutschland aktuellen Thematik. Ein besonderes Erlebnis war zudem eine Podiumsdiskussion in der US-Botschaft, an der Fabian Gramling teilnahm und wohin ich mitdurfte – wahrlich kein alltägliches Erlebnis. Außerdem durfte ich bei einem beeindruckenden Gespräch des Nahost Friedensforums mit Natalie Amiri dabei sein. Die deutsch-iranische Journalistin, bis 2020 ARD-Korrespondentin in Teheran, berichtete eindringlich über das brutale Machtsystem im Iran und die massive Unterdrückung und entsetzlichem Umgang mit der Bevölkerung im In-, wohl aber auch im Ausland. Zudem kam ich in den Genuss eines Mittagessens in der Parlamentarischen Gesellschaft, dem Club der Parlamentarier, Rückzugsort der Abgeordneten und für Nicht-Parlamentarier eigentlich nicht zugänglich. Auch der Landesvertretung Baden-Württemberg konnte ich einen Besuch, bei einer Veranstaltung über IPAI, einen Innovationspark für künstliche Intelligenz, neu eröffnet in Heilbronn und angrenzend an unseren Wahlkreis, abstatten. Die Kommunikation aus unserem Wahlkreis im Südwesten Deutschlands bis nach Berlin ist dabei überraschend gut. Dialog bei Bürgeranfragen, Briefen sowie Fabian Gramlings dortiger Präsenz in den Wahlkreiswochen zeugen von tatsächlicher Bürgernähe. Der Sinn des Direktmandats wird hier ganz klar ersichtlich.
Fernab von Veranstaltung und Debatten ist auch das Bundestagsgelände als solches sehr interessant. Interessant ist nicht nur, wie viel unterschiedlichen Akteuren man dort begegnet, sondern auch wie weitläufig das Ganze ist: verschiedene Gebäude mit Tunneln und Brücken verbunden, dabei stets mit einer symbolvollen Architektur versehen, die dem Herz der Demokratie einen sehr authentischen Ausdruck verleihen.
Alles in allem kann ich aus diesem Praktikum sehr viel mitnehmen. Ich durfte die verschiedensten Dinge erleben sowie eindrucksvolle Erfahrungen und einprägsame Erinnerungen sammeln, an die ich sicherlich auch später im theoretischen Politikwissenschafts-Studium denken werde. Fabian, Jonas, Julia, Yana, Dominic, Lars – Vielen Dank, dass ihr mir diese Chance ermöglicht habt. Ich habe viel gelernt und Spaß gemacht hat selbstverständlich auch!