Praktikumsbericht David Britsch
Warum sieht man oft nur so wenige Abgeordnete im Plenarsaal? Was machen Politiker in einer Woche, in der Sie keine Termine im Bundestag haben? Und wie verhalten sich Abgeordnete, wenn sie nicht gerade im Rampenlicht stehen? All das sind Fragen, die mir durch den Kopf gingen, als ich vor drei Wochen mein Praktikum im Bundestagsbüro von Fabian Gramling begann.
Mein Name ist David Britsch und ich komme aus Hessigheim. Ab Mitte Oktober werde ich Politikwissenschaft in Tübingen studieren – da ist so ein Praktikum im Herzstück unserer Demokratie, dem Bundestag, schon etwas besonders Spannendes. Voller Vorfreude und Nervosität stand ich also vor drei Wochen an der Pforte des Paul-Löbe-Hauses, einem mit riesigen Glasfenstern versehenen Bürogebäude, in dem die Bundestagsabgeordneten und Mitarbeiter ihrer täglichen Arbeit nachgehen. Erwartet hatte ich einen eng getakteten Zeitplan und Gänge voller gestresster Politiker, doch tatsächlich ging es in meiner ersten Woche im Parlament eher entspannt zu. Das lag allerdings nicht daran, wie vielleicht mancher Kritiker denken könnte, dass „die da oben“ nichts arbeiten, sondern vielmehr daran, dass „Wahlkreiswoche“ war. Die meisten Politiker waren auf Terminen in ihren Wahlkreisen bei den Wählern unterwegs – so auch Fabian Gramling. Nebenbei bemerkt, ist der Zeitplan eines Bundestagsabgeordneten wirklich außergewöhnlich voll, denn man wird zu einer Flut von Veranstaltungen und Terminen eingeladen, muss wöchentlich zwischen Berlin und dem eigenen Wahlkreis pendeln und hat ja irgendwie auch noch ein Privatleben zu führen. Doch zurück zu meinem Praktikum. Der ruhigere Start in der ersten Woche war auf jeden Fall fürs Zurechtfinden im (teilweise unterirdischen) Labyrinth von Tunneln und Gängen oder zum Eingewöhnen in die Büroarbeit ganz angenehm.
Mit Beginn der nächsten Woche änderte sich jedoch, bis auf die vollen U-Bahnen am Morgen, schlagartig fast alles: Es war nun Sitzungswoche. Ein Termin jagte den nächsten, die Gänge waren gefüllt mit mehr oder weniger gehetzt wirkenden Politikern und es gab auch deutlich mehr vorzubereiten. Damit ein Abgeordneter gute Entscheidungen treffen kann, muss er gebrieft werden für die anstehenden Besprechungen, Hintergründe müssen recherchiert werden und der Kontakt zu Bürgern und Presse muss aufrechterhalten werden. Bei diesen Aufgaben durfte ich in den zwei folgenden Wochen den anderen Büromitarbeitern helfen und mein Alltag sah auf einmal ebenso abwechslungsreich aus, wie die Tagesordnung einer typischen Plenarsitzung: Von normaler Büroarbeit über Terminbegleitungen und Abendveranstaltungen bis hin zu Diskussionsrunden mit verschiedenen Abgeordneten und einer Führung durchs Kanzleramt war alles mit dabei. Die beiden letzten Punkte waren dem gerade stattfindenden Praktikantenprogramm der CDU/CSU zu verdanken, durch welches die überraschend vielen Praktikanten zweimal jährlich (Februar und September) viele zusätzliche Veranstaltungen besuchen können.
Ein Highlight der Zeit in Berlin waren für mich definitiv die bereits erwähnten Abendveranstaltungen. Hierbei laden unterschiedliche Firmen, Verbände oder Organisationen z.B. zu einer Podiumsdiskussion über ein aktuelles Thema ein. So war ich beispielsweise bei Shell auf einer Veranstaltung zur Energiesicherheit, bei der die Folgen des russischen Angriffskriegs und der Klimawandel thematisiert wurden. Zwischen spannenden Themen, guten Gesprächen und dem Besuch prominenter Politiker habe ich gemerkt: das politische Berlin scheint nie zu schlafen.
In meiner Einleitung hatte ich erwähnt, dass mich auch interessiert hat, wie Politiker denn so ticken, wenn sie nicht im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Das konnte ich in den letzten drei Wochen immer wieder beobachten, und ich war fast schon erstaunt, dass Politiker auch einfach nur normale Menschen sind, wenn sie nicht gerade von fünf Fernsehkameras und doppelt so vielen Reportern belagert werden. Gerade weil man sie aber nur aus den Medien kennt, war es am Anfang fast schon komisch, den oft humorvollen und kollegialen Umgang der Politiker untereinander zu beobachten.
Als Fazit meines Praktikums möchte ich festhalten, dass die Zeit im Büro von Fabian Gramling ein voller Erfolg für mich war. Ich bin um viele Erfahrungen, Erkenntnisse und Erlebnisse reicher und habe nun ein genaueres Bild davon, wie Politik hier in Deutschland gemacht wird.
Falls Sie sich jetzt aber noch fragen, warum man denn nun oft so viele leere Sitze im Plenarsaal sieht, hier die Antwort: Die Politiker erscheinen nur dann im Plenarsaal, wenn ein Thema aus ihrem Fachbereich, also ihrem Ausschuss, diskutiert wird – andernfalls müssten sie an Tagen mit Plenarsitzungen oft von neun Uhr morgens bis spät in die Nacht im Plenarsaal bleiben. Bei der Fülle an Terminen jede Woche wäre das gar nicht möglich.