Pressemitteilung: Kohleverstromung in Baden-Württemberg auf Rekordhoch

Die in Reserve gehaltenen Kohlekraftwerke in Baden-Württemberg erreichen bei der Stromerzeugung bereits Ende November ein neues Rekordhoch. Das geht aus den veröffentlichten Zahlen zu Ausgleichsmaßnahmen der Übergangsnetzbetreiber hervor.

Die Reservekraftwerke werden von den Energieunternehmen vorgehalten und kommen bei einem drohenden Stromengpass zum Einsatz. Besonders der industriereiche Süden ist auf eine stabile und zuverlässige Stromversorgung angewiesen. Eigentlich sollten die Engpässe durch Gaskraftwerke verhindert werden, weil diese technisch schnell hochgefahren werden können und klimafreundlicher als Kohlekraftwerke sind. Seit Beginn der Gaskrise wird jedoch wieder verstärkt der fossile Energieträger verbrannt.

„Wir haben ein Kompetenz-Problem in der Regierung. Nach wochenlangen Bekundungen, dass wir kein Stromproblem hätten, verbrennen wir jetzt so viel Kohle in Reservekraftwerken zur Stromerzeugung wie noch nie. Mit der Laufzeitverlängerung der in Reserve befindlichen Kohlekraftwerke befeuert heute die Ampel-Regierung den Klimawandel, den sie morgen umso lauter beklagt“, bilanziert der CDU-Bundestagsabgeordnete Fabian Gramling die aktuelle Situation.

Die Bundesregierung hat am 28. September 2022 beschlossen, die Reservekraftwerke um 2 Jahre länger am Netz zu lassen. „Ich habe schon im März im Bundestag gefordert, dass wir alle verfügbaren Kapazitäten ans Netz holen müssen. Dazu gehören in dieser Krisensituation natürlich auch die Kohlekraftwerke. Ein Blick auf die Zahlen verdeutlicht aber den wichtigen Effekt der Kernkraftwerke. In Europa produziert Deutschland aktuell neben Polen am meisten CO2 bei der Stromproduktion. Die Regierung bleibt bis heute eine Antwort schuldig, wie sie im neuen Jahr dieser verheerenden Situation nachhaltig begegnen möchte. Damit verfehlen wir nicht nur unsere deutschen Klimaschutzziele, sondern verhindern auch eine auf die Krise abgestimmte Energiepolitik“, bilanziert Fabian Gramling.

Pro erzeugter Kilowattstunde Strom wird in Deutschland über 700 Gramm CO2 produziert. Damit bildet Deutschland im Vergleich zu seinen europäischen Industrienachbarn eines der Schlusslichter bei der Klimabilanz. Haupterzeuger dieser Emissionen sind die Kohlekraftwerke. In den beiden Steinkohle-Blöcken des Kraftwerks Heilbronn wurde bislang 164 Gigawatt zusätzlicher Strom produziert. Im Vorjahr lag die Zahl noch bei unter einem Drittel des Werts. Eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich an den Blöcken der Kraftwerksanlege in Walheim ab. 2021 lag die Zahl des produzierten Ausgleichsstroms noch bei knapp 29 Gigawatt. In diesem Jahr bei 125 Gigawatt, Tendenz für die verbleibenden Tage des Jahres weiter steigend. Damit hat sich der CO2-Ausstoß mehr als verdreifacht.

„Mit diesem Trend positionieren wir uns in Deutschland nicht als Klimaretter, sondern als eine der größten Drecksschleudern in Europa. Für eine zukunftsgerichtete Energieversorgung müssen daher alle verfügbaren Optionen genutzt werden. Deshalb haben wir seit dem Osterpaket für Wasserkraft, mehr Biogas und den Ausbauturbo bei den Erneuerbaren Energien gefordert“, so der Abgeordnete.

Massive Einsparungen in puncto CO2 würde der Weiterbetrieb der Kernkraftwerke bringen. Zum Vergleich: würden alle verbleibenden deutschen Kernkraftwerke um ein zusätzliches Jahr weiterlaufen, würde das so viel CO2 einsparen, wie die Gesamtzahl der innerdeutschen Flüge über einen Zeitraum von 15 Jahren.    

Daneben seinen weitere Zukunftsinvestitionen in einen diversere Stromversorgung nötig. Gramling fordert im Bundestag deshalb die Regierung auf, ihre Pläne zur Wasserstoff-Strategie schneller vorzulegen. „Gerade für den Industriestandort Baden-Württemberg ist ein schneller Wasserstoffhochlauf unerlässlich für eine saubere und zuverlässige Energieversorgung“, weiß Gramling, der im Ausschuss für Klimaschutz und Energie der Wasserstoffexperte ist.

Insgesamt dominiert derzeit im deutschen Strommix nach Angaben der Bundesnetzagentur mit über 50 Prozent die Kohleverstromung. Aber auch ein immer noch entscheidender Teil der Gasverstromung läuft weiter. Trotz des Einsatzes sämtlicher Reservekraftwerke kam es in den vergangenen Tagen insbesondere in Baden-Württemberg zu erheblichen Schwankungen im Stromnetz, welche kurzzeitig regionale Abschaltungen zur Folge hatte. Begründet werden die regionalen Abschaltungen mit den kalten Temperaturen und der lang anhaltenden Dunkelheit.  

Link zur Seite der Netzbetreiber: https://www.netztransparenz.de/EnWG/Redispatch  

Link zum CO2-Vergleich: https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/robert-habecks-vorschlag-zum-einsatz-von-kohlekraftwerken-dann-steigen-die-co2-emissionen-um-bis-zu-30-millionen-tonnen-a-7916aed2-e8f1-44c2-8476-b614aae34d8e